Was beinhaltet die Therapieform
Die Neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan besteht aus zwei Übungsteilen: Den Körperübungen und den Übungen zur Stärkung der Primärfunktionen (Atmen, Saugen, Kauen und Schlucken). In den Abbildungen oben sehen Sie typische Arbeitsmaterialien dafür.
Anbei erhalten Sie einen Einblick in beide Teile:
1) Körperprogramm
Es folgt der natürlichen Entwicklung des Menschen ab der Schwangerschaft über die Aufrichtung zum gekreuzten Gang. Hierbei werden die typischen Bewegungsmuster genutzt (z.B. Schaukeln im Mutterleib, das Strampeln auf dem Rücken, erste Fortbewegungen in Bauchlage usw.)
Der Grundgedanke ist, dass bei einer nicht optimal verlaufenden Aufrichtung es später zu Einschränkungen kommen kann. Diverse Studien berichten von einem Zusammenhang zwischen Sprachstörungen, Sprachentwicklungsverzögerungen, Stottern und Legasthenie und einer fehlenden, zu kurzen oder mangelhaft durchlaufenen Krabbelbewegung.
Nicht nur das Krabbeln, sondern alle menschentypischen Bewegungen sind wichtig für die optimale Entwicklung der Areale im zentralen Nervensystem. Erfolgt die erforderliche Vernetzung nicht, muss der Organismus im Verlauf in ständigem Ausgleich zu den fehlenden Funktionen sein, so dass nachfolgende Entwicklungen ebenfalls nur eingeschränkt verarbeitet werden können.
Der menschliche Körper und sein Nervensystem ist aber geradezu genial, es ist immer danach bestrebt, kleinere "Ungereimtheiten" zu kompensieren. So kann es sein, dass ein Organismus sehr gut mit einer nicht optimal verlaufenen Bewegungsform zu Recht kommt und sich kaum oder keine sichtbaren Symptome zeigen. Umgekehrt kann eine Hemmung einer bestimmten Bewegung einen kleinen Körper im Wachstum völlig verwirren und Entwicklungsstörungen nach sich ziehen.
Übungen aus dem Programm:
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Hängematte
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Beinübungen
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Armübungen
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Übungen zur Standardisierung der Körperachse
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Rollen
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Kriechen
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Robben
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Krabbeln
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Bären- oder Affengang
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Hangeln
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Marschieren
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Handübungen
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Augenübungen
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Ballübungen
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Purzelbaum
2. Stärkung der Primärfunktionen
Atmen, Saugen, Kauen und Schlucken bilden neben der Sauerstoff- und Nahrungsaufnahme auch die Basis für unser Sprechen und die Artikulation. Alle Artikulationspunkte, die wir zum Sprechen gebrauchen, sind bereits ganz natürlich durch Atmen und Nahrungsaufnahme in uns verankert. Daher ist eine Verbesserung der Artikulation auf natürliche Weise über die Stärkung dieser Funktionen möglich.
Typische Übungen aus dem Programm sind:
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Schnalzen
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Gurgeln
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Schlucken mit geschlossener und offener Zahnreihe
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Schlucken mit geschlossenen und offenen Lippen
Alle Übungen werden rhythmisch mit Versen, Reimen und Liedern vom Therapeuten begleitet, um dem Körper sowohl ein natürliches Rhythmusgefühl zu geben, als auch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit zu fördern.